Lanzarote Abwasser ins Meer: 8 von 37 Einleitungen legal [Karte]

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Wir enthüllen heute eine besorgniserregende Situation auf Lanzarote, die unsere wunderschönen Küsten und das marine Ökosystem massiv bedroht. Du wirst erfahren, welche schockierenden Ausmaße die Abwasserproblematik auf der Insel angenommen hat, welche fatalen Folgen dies für Mensch und Natur hat und was getan werden muss, um diese Umweltkatastrophe abzuwenden. Schau dir auch die Karte an.

Die erschreckende Realität der Abwassereinleitungen auf Lanzarote

Laut aktuellen Daten der kanarischen Regierung gibt es auf Lanzarote mindestens 37 Abwassereinleitungen direkt ins Meer. Das allein ist schon alarmierend, aber die tatsächliche Tragweite offenbart sich, wenn man genauer hinsieht:

Nur acht dieser Einleitungen sind autorisiert. Acht weitere befinden sich noch im Genehmigungsprozess, und sage und schreibe 21 Einleitungen sind komplett illegal und ohne jede Genehmigung. Wenn du das auf die gesamten Kanarischen Inseln hochrechnest, sind drei von vier der 434 entdeckten Einleitungen nicht autorisiert. Eine erschreckende Bilanz! Diese Zahlen wurden von dem Meeresbiologen Fernando Espino, einem Techniker des Umweltgutachterdienstes der kanarischen Regierung, im Rahmen der Wasserkonferenz von Ecologistas en Acción am 25. Juni im Hotel Lancelot präsentiert.

Espino betonte, dass die Abwassereinleitungen auf den Kanaren nicht nur ein aktuelles, sondern ein historisches Problem darstellen, dessen Situation sich seit 30 Jahren kaum verändert hat. Er stellte klar, dass seine Äußerungen seine persönliche Meinung widerspiegeln und nicht die offizielle Position der Regierung sind.


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Was genau ist ein Abwassereinleitung und warum ist sie so gefährlich?

Espino definierte eine Abwassereinleitung als jede unbehandelte Evakuierung oder Emission von Abwasser oder gebrauchtem Wasser aus Haushalten, Industrie, Landwirtschaft oder Viehzucht vom Land ins Meer, die zu Meeresverschmutzung führt. Dies geschieht entweder über oberirdische Abflussleitungen oder über submarine Einleitungen, die als die „geeignetste Art der Einleitung“ gelten – obwohl selbst diese bei unbehandeltem Wasser immense Schäden anrichten können.

Meeresverschmutzung wiederum ist die direkte oder indirekte Einführung von Substanzen oder Energie ins Wasser durch menschliche Aktivitäten, die schädlich für die menschliche Gesundheit oder aquatische Ökosysteme sein können.


Fatale Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt

Die Auswirkungen von Abwassereinleitungen sind weitreichend und verheerend. Espino erläuterte die verschiedenen Arten von Abwasser – urbanes, industrielles und Regenwasser – und betonte, dass städtisches Abwasser besonders gefährlich für die menschliche Gesundheit sein kann, da es Viren und Bakterien übertragen kann.

Es kommt nicht selten vor, dass Strände aufgrund von Abwassereinleitungen zum Baden gesperrt werden müssen, was du sicher schon selbst erlebt oder in den Nachrichten verfolgt hast. Die Umweltauswirkungen sind ebenso gravierend und vielfältig:

  • Beeinträchtigung der menschlichen Gesundheit: Direkte Risiken durch Krankheitserreger.
  • Visueller Impakt und Geruchsbelästigung: Dies betrifft nicht nur uns Einheimische, sondern auch den Tourismus, von dem Lanzarote so abhängig ist.
  • Reduzierung der Artenvielfalt: Die Anzahl der Arten im Ökosystem nimmt ab, was zu einem Verlust der biologischen Vielfalt führt.
  • Veränderungen in der Artenzusammensetzung: Bestimmte Arten verschwinden, während andere, widerstandsfähigere, sich ausbreiten.
  • Störungen oder Verlust von Ökosystemfunktionen: Die natürlichen Prozesse, die das marine Ökosystem aufrechterhalten, werden beeinträchtigt.

Besonders betroffen sind die Seegraswiesen (Sebadales), die sich nur schwer erholen. Auf den Kanaren haben selbst „weichere“ Abwässer eine große Auswirkung auf diese empfindlichen Pflanzen.

Seegraswiesen sind jedoch unerlässlich für die marine Artenvielfalt, da bis zu 40 Arten in ihnen brüten, wovon 30 für die Fischerei von großem Interesse sind. Stell dir vor, dieser Lebensraum verschwindet – das hätte katastrophale Folgen für die lokale Fischerei und das gesamte Ökosystem. Espino kritisierte, dass die Gesetzgebung zwar hauptsächlich auf den Schutz der menschlichen Gesundheit abzielt, aber der Umwelt- und Ökosystemansatz oft vernachlässigt wird.

„Oft zahlen die Umwelt und die Ökosysteme die Zeche für die Abwassereinleitungen“,

so Espino.


Die Quellen der Verschmutzung und ihre Verteilung

Die Verursacher der Verschmutzung auf den Kanaren sind vielfältig:

  • 54 Prozent stammen aus städtischem Abwasser.
  • 14 Prozent sind Salzwasser aus Schwimmbädern.
  • 13 Prozent sind Sole (Salzwasser aus Entsalzungsanlagen).
  • 5 Prozent sind Industrieabwässer.

Auf Lanzarote sind die Zahlen ähnlich, jedoch mit Nuancen: 65 Prozent stammen aus städtischem Abwasser, 13 Prozent aus Industrieabwasser und 8 Prozent aus Sole. Ein Drittel der Abwassereinleitungen befindet sich sogar in geschützten Gebieten, wie den Besonderen Erhaltungsgebieten (ZEC) oder Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung (LIC), wie Cagafrecho oder die Seegraswiesen von Guacimeta.

Ein weiteres Problem, das während der Konferenz aufkam, sind die mindestens 50 privaten Entsalzungsanlagen auf Lanzarote. Deren Einleitungen, hauptsächlich Sole, sind größtenteils nicht in den offiziellen Daten der Regierung enthalten, was bedeutet, dass die tatsächliche Anzahl der Abwassereinleitungen noch viel höher ist als angegeben. Die meisten der offiziell erfassten Einleitungen konzentrieren sich im Osten der Insel, im Bereich zwischen Costa Teguise und Puerto del Carmen.

Hier ist eine detaillierte Aufschlüsselung der bekannten Einleitungen:

Autorisierte Einleitungen:

  • Tías: 2
  • Yaiza: 2
  • Arrecife: 4

Nicht autorisierte Einleitungen (aktiv oder in Bearbeitung):

  • Arrecife: 13
  • Tías: 7
  • Teguise: 6
  • San Bartolomé: 2
  • Yaiza: 1

Die meisten dieser Punkte befinden sich in der östlichen Zone, im Abschnitt zwischen Costa Teguise und Puerto del Carmen, mit Ausnahme von zwei weiteren an der Küste von Playa Blanca und einer an der Entsalzungsanlage von Janubio. Viele sind aktiv, einige jedoch nicht. Liste der aktiven, nicht autorisierten oder in Bearbeitung befindlichen Einleitungen:

  • Costa Teguise: El Jablillo, Playa Bastián und drei in Las Caletas.
  • Arrecife: Ein in Agramar, einer in Puerto Naos, drei im Charco de San Ginés (zwei in Las Cuatro Esquinas und einer in La Puntilla), zwei am Casino Club Náutico, zwei weitere in Punta del Camello, zwei weitere in El Cable und einer in La Concha.
  • Playa Honda: Vier aktive Punkte: zwei in Los Roques und zwei im Bereich Mesana.
  • Puerto del Carmen: Nur eine ist autorisiert, der Rest nicht. Aktive Einleitungen gibt es in Los Verdes, im Varadero, am kleinen Pier und zwei in Playa Grande im Bereich Kontiki.
  • Playa Blanca: Der submarine Einleiter von Costa Papagayo ist nicht autorisiert.

Besonders kritisch ist die Situation in Playa Blanca. Die Abwasserinfrastruktur, einschließlich des Abwassernetzes, der Pumpstationen und der Kläranlage, ist nicht an die aktuelle Realität der Stadt angepasst. Das System wurde für etwa 10.000 Menschen konzipiert, muss aber jetzt die dreifache Menge bewältigen. „Sie sind überlastet“, so Espino, der jedoch erwähnte, dass ein Projekt zur Behebung dieser Situation auf den Weg gebracht wurde.

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Karte

Hier die offizielle Karte:

Falls sich die Karte nicht lädt, findest du hier ein Bild der Karte:

Lanzarote Abwasser ins Meer
Die aktuelle Karte mit allen Abwassereinleitungen auf Lanzarote (gelb und rot sind nicht autorisiert)

 


Forderungen für eine nachhaltige Zukunft

Um dieser ernsten Situation zu begegnen, schlägt Fernando Espino verschiedene Maßnahmen vor:

  • Integrale Planung durch hydrologische Pläne: Das gesamte Wasserkreislauf muss berücksichtigt werden.
  • Strategische Umweltverträglichkeitsprüfungen: Alle territorialen und städtebaulichen Pläne müssen Abwasser und Sole berücksichtigen. Espino betont: „Wenn ich eine Bevölkerung erheblich entwickeln will, muss ich zuerst überlegen, welche Bevölkerung es in 10, 20 oder 30 Jahren geben wird und eine angemessene Infrastruktur bauen, um das von dieser Bevölkerung produzierte Wasser zu reinigen. Ich kann nicht mit der gleichen Kläranlage von vor 30 Jahren weitermachen und immer weiter wachsen, denn dann treten alle Probleme auf.“ Er fordert eine Abwasserstrategie für die gesamten Kanarischen Inseln, um die „geerbten Probleme“ zu lösen.
  • Verbesserung der Bewertungsverfahren: Die Prozesse zur Bewertung der Umweltauswirkungen müssen optimiert werden.
  • Erarbeitung eines kanarischen Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetzes: „Wir arbeiten auf den Kanaren mit dem staatlichen Gesetz zur Umweltverträglichkeitsprüfung, dessen Grenzwerte für Projekte auf dem Festland gedacht sind, nicht aber für ein empfindliches und kleines Gebiet“, so Espino. Während die Balearen seit 2013, dem Inkrafttreten des staatlichen Gesetzes, bereits drei strengere Gesetze erlassen haben, hat Lanzarote beziehungsweise die Kanaren noch keines. Auf den Balearen wurden zum Beispiel die Anforderungen für die Beantragung ordentlicher Umweltprüfungen verschärft.
    • Ein Beispiel: Auf den Kanaren ist es möglich, eine Entsalzungsanlage unter 3.000 Kubikmetern ohne Umweltprüfung zu betreiben, während auf den Balearen dies bereits ab 1.000 Kubikmetern erforderlich ist. Das staatliche Gesetz verlangt für eine Kläranlage unter 15.000 Kubikmetern nur eine vereinfachte Prüfung, auf den Balearen ist ab 5.000 Kubikmetern eine ordentliche Prüfung vorgeschrieben.
  • Aktualisierung der Gesetzgebung zur Abwasserreinigung und -einleitung: Es muss die bestmögliche Technologie angewendet werden.
  • Echte Koordination zwischen den beteiligten Verwaltungen: Eine effiziente Umweltinspektion ist unerlässlich.
  • Einführung einer Tourismusabgabe: Die Einnahmen sollten in die Verbesserung des gesamten Systems fließen.

Diese Vorschläge sind entscheidend, um die Zukunft von Lanzarote zu sichern und unsere wertvollen natürlichen Ressourcen zu schützen. Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft die Dringlichkeit dieses Problems erkennen und gemeinsam auf eine Lösung hinarbeiten.

Wir berichteten auch über Teneriffa: Teneriffa Abwasser Skandal: Karte enthüllt verseuchte Strände

 

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Christian Juraschek
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Autor, Gründer

Christian Juraschek berichtet täglich auf news.unaufschiebbar.de über aktuelle Entwicklungen auf den Kanaren. Kennt die Kanaren wie seine Westentasche und liefert fundierte, häufig vor Ort recherchierte Kanaren News aus erster Hand.

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